Wolfgang Kahlkes Reiseberichte











15:03 04.07.2022

Fotos: Alfred Czogalla und Wolfgang Kahlke

Alpen Tour 2022: St. Leonhard Matrei am Brenner (8. Juni 2022)

Am nächsten Morgen befand sich unsere gesamte Ausrüstung wieder im trockenen Zustand, die Sonne schien erneut und wir freuten uns auf einen hoffentlich ereignisreichen Tag. Alfred hatte diese Tour vor allem wegen dem Stilfser-Joch vorgeschlagen. Mein persönlicher Wunsch in dieser Woche stand an diesem Mittwoch auf dem Programm, der Jaufen-Pass oder Passo Giovo. Erst einmal hatte ich ihn in beiden Richtungen mit dem Auto überfahren, aber jeweils bei schlechter Sicht. Trotzdem fand ich ihn dabei beeindruckend und wollte nun die Gelegenheit nutzen, mir den Pass und das Gelände mit dem Rennrad zu erfahren. Erst gönnten wir uns in aller Ruhe ein ausgiebiges Frühstück in Buffet-Form. Ein weiterer Radfahrer im Hotel hatte das Timmels-Joch auf dem Programm und zeigte sich, wie wir, in freudiger Erwartung. Ab St. Leonhard bieten sich beide Möglichkeiten, um über den Alpenhauptkamm auf die Nordseite der Alpen zu gelangen.

Bei der Planung hatten wir Bedenken, wie uns der Einstieg in den Pass gelingen würde. Es war uns klar, dass wir sehr wenig Zeit zum Einrollen finden würden, eigentlich nur der knappe eine Kilometer von unserem Hotel bis zum Ortszentrum von St. Leonhard. Hier teilte sich die Strecke, zum Timmels-Joch ging es geradeaus und für uns gleich rechts hoch für die nächsten 20 Kilometer, auf denen über 1500 Höhenmeter zu überwinden waren. Wieder schalteten wir relativ schnell bis auf den kleinsten Gang und versuchten einen Rhythmus für die Straße zu finden. Diese liegt im unteren Bereich wirklich sehr gut versteckt im Wald. Wir fanden hier viel Schatten und eine relativ gleichmäßige Steigung vor. Sehr bald ging es durch die ersten Kehren und es ergaben sich auch immer wieder wunderschöne Blicke auf St. Leonhard und das Passeiertal (s. oben links). Nach 7 Kehren und etwa 400 Höhenmetern hatten wir eine längere, etwas flachere Querpassage am sonnigen Hang erreicht. Hier links sieht man den Alfred, wie er dem Ort Walten zustrebt. Wir waren sehr froh, bei traumhaften Bedingungen durch diese herrliche Landschaft fahren zu können. Im Hintergrund des Fotos ist auch der Blick ins Waltnertal noch zu erkennen. Nach diesem schönen Querstück lagen noch 9 steilere Kilometer mit 650 Höhenmetern vor uns. Wir suchten und fanden beide unser Tempo und schraubten uns kontinuierlich durch die folgenden 6 Kehren, die auch gelegentlich einen schönen Blick in Richtung des Timmels-Joch ermöglichten. Verkehrstechnisch war wesentlich weniger los, als am Pfingstmontag beim Aufstieg zum Stilfserjoch. Wir sahen und hörten deutlich weniger Motorräder, allerdings waren schon auffällig viele hochmotorisierte Sportwagen unterwegs, welche die Passstraße als Rennstrecke für ein Bergrennen ansahen. Eigentlich hätten wir gerne eine kurze Pause auf der Enzianhütte auf 2000 Metern eingelegt, die aber leider ihren Ruhetag hatte. Wir genossen hier trotzdem das herausragende Panorama auf das, was wir schon erklettert hatten und das kurze Reststück bis zum Joch (s. links).

Kurz darauf erreichten wir den Kulminationspunkt dieser Etappe. Wir zogen gleich die Jacken für das Gipfelfoto an, da es trotz der Sonne etwas frisch war und wir eine zügige Abfahrt vor uns hatten. Davor genossen wir ausgiebig den in alle Richtungen freien Ausblick. Die letzten breiten Meter bis zum höchsten Punkt und die obersten Lifte des Skigebiets Ratschings konnte man erkennen (s. links). Auf der anderen Seite des Jochs erstreckte sich der Alpenhauptkamm, den wir im am Nachmittag noch überwinden wollten. Die Abfahrt nach Sterzing verlief völlig problemlos, da die Straße sich in einem sehr guten Zustand befand. Es gab keine Probleme mit den anderen Verkehrsteilnehmern. Über weite Strecken kam eh niemand an uns vorbei. Ab dem Ortsschild von Sterzing orientierten wir uns zum Zentrum, das ich bisher auch noch nicht besucht hatte. Wir entdeckten eine sehr ansehnliche Fußgängerzone mit vielen alten Häusern und einem netten Eiscafé. Diese Gelegenheit auf ein letztes Eis in Südtirol konnte wir uns nicht entgehen lassen. Wir entspannten uns etwas und waren wiederum von der Eisqualität begeistert.

Entspannt fuhren wir weiter in Richtung Brennerpass. Es wurde nun allerdings etwas zäher als wir uns das vorgestellt hatten. Nach dem Jaufen-Pass wirkte der Anstieg zum Brenner im Höhendiagramm wie ein kleiner Hügel. Die Details hatten wir uns nicht so richtig angesehen. Im wirklichen Leben war es an diesem Nachmittag jedenfalls sehr heiß, da wir auf der Passstraße schattenlos mit leichtem Rückenwind fuhren und dabei noch etwa 400 Höhenmeter zu überwinden waren. Nach den zwei einzigen Kehren ging es dann lockerer und wir stoppten noch mal kurz am historischen Grenzstein auf der Passhöhe, die mittlerweile hauptsächlich von dem riesigen Outlet-Center dominiert wird.

Die restlichen Kilometer, die Passstraße hinunter, flogen dann sehr schnell vorbei. Die Straße war sehr gut asphaltiert und auch der Autoverkehr hielt sich ziemlich in Grenzen. Nach Dries und Steinach erreichten wir Matrei, wo unser Hotel für die Nacht sofort ins Auge fiel. Wir hatten einen kurzen Tag mit nur 70 Kilometern aber fast 2000 Höhenmetern bei wieder hochsommerlichen Temperaturen hinter uns. Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet und uns frisch gemacht hatten, erkundeten wir den Ortskern. Wir hatten mehr Möglichkeiten zum Essen erwartet und waren am Ende froh, dass wir eine vernünftige Pizzeria unter türkischer Leitung fanden. Die Pizza war hervorragend gebacken und die gekühlten Getränke waren auch mehr als nötig und so wir verbrachten hier noch einen sehr angenehmen Abend.

Leistungsdaten
Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Bildergalerie der gesamten Tour

Tag 1 (Übersicht)
Tag 2 (Jungholz - Landeck)
Tag 3 (Landeck - Schluderns)
Tag 4 (Stilfserjoch - Umbrailpass)
Tag 5 (Schluderns - St. Leonhard)
Tag 6 (St. Leonhard - Matrei)
Tag 7 (Matrei - Mittenwald)
Tag 8 (Mittenwald - Jungholz)


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