Wolfgang Kahlkes Reiseberichte















Fotos: Alfred Czogalla und Wolfgang Kahlke

Alpen Tour 2022: Matrei am Brenner Mittenwald (9. Juni 2022)

Schon am Vorabend hatten wir uns alle möglichen Wettervorhersagen angesehen, aber es war nichts zu machen, jede Vorhersage lief auf Dauerregen hinaus. Ursprünglich hatten wir eine längere Etappe von 120 Kilometern über Innsbruck und dann um das Karwendelgebirge herum geplant. Sicherheitshalber planten wir am Abend schon mal um. Die neue Variante ging auch wieder über Innsbruck, jedoch auf kürzestem Weg am Karwendelgebirge vorbei nach Mittenwald. Für den Aufstieg aus dem Inntal standen Telfs oder Zirl zur Verfügung, das wollten wir je nach Wetterlage vor Ort entscheiden. Leider stimmten die Wettervorhersagen an diesem Tag genau. Nach dem sehr guten Frühstück, zusammen mit einer sehr großen Gruppe von älteren amerikanischen Touristen, schlüpften wir in unsere Regenkleidung. Wir gewöhnten bald an die etwas schlüpfrigeren Straßenverhältnisse und nutzten die alte Brennerstraße in Richtung Innsbruck. Hier links sieht man uns an einer Baustellenampel kurz vor der Berg Isl Schanze.

Mit Innsbruck erreichten wir die größte Stadt auf dieser Tour, welche gut zu passieren war. Es lagen kaum Radwege an unserer Strecke, aber dafür breite zweispurige Straßen. Am Inn konnten wir auf den Inntalradweg einbiegen und diesem für die nächsten 15 Kilometer talaufwärts folgen, weiterhin im Dauerregen. Der Inn führte auch sehr viel Wasser, da es auf der Alpennordseite in den letzten Tagen mehrfach heftige Gewitter gegeben hatte. Da keine Wetterbesserung in Sicht war, entschieden wir uns für die kürzeste Variante, die über Zirl führte. Zuerst verpassten wir im Ort den Einstieg in den Zirler Berg, wahrscheinlich eine Freud'sche Fehlleistung. Wir hatten uns entschieden auf der großen Bundesstraße den Zirler Berg zu nehmen, was auf der Karte nicht so steil wie die kleineren Radwege wirkte. Hier herrschte sehr viel Autoverkehr und die Steigungsprozente stiegen kontinuierlich über 10 bis 15 % an. An der riesigen Rechtskehre sammelten wir uns und schnauften durch. Dann folgte die nächste sehr steile Rampe, an deren Ende eine größere Haltebucht wartete. Nicht nur wir hatten Probleme, auch das eine oder andere Auto musste hier die verbrannten Kupplungen abkühlen lassen. Das Foto links zeigt einen schönen Blick von dieser Haltebucht ins Inntal hinab. Nun hatten wir das Schlimmste hinter uns und folgten der großen Bundestraße immer weiter hoch bis auf die Höhe von Seefeld.

Da wir beide noch nicht in Seefeld gewesen waren, nutzten wir die Gelegenheit. An Golfplätzen vorbei näherten wir uns dem Ortszentrum dieses exklusiven Ortes. In der netten Fußgängerzone steuerten wir ein Cafe an, um mal ins Trockene zu kommen. Hier saßen wir bald sehr angenehm und ich nutzte noch die letzte Gelegenheit zu einem original österreichischen Apfelstrudel mit Vanillesauce mit einem heißen Kakao. Ich erhielt ein vollständiges Hauptgericht (s. links) zu einem fairen Preis. Es war auch gerade Mittagszeit und wir entschieden, keine weitere Zeit zu vertrödeln und fuhren auf dem kürzesten Weg nach Mittenwald, im Starkregen die breite Hauptstraße hinab.

Unsere Pension am Ortseingang von Mittenwald entdeckten wir schnell und lehnten unsere Räder an den Gartenzaun. Zwei freundliche ältere Hausgäste erkundigten sich direkt, was für eine Etappe wir gefahren waren, beglückwünschten uns zum Zirler Berg und begutachteten dabei fachmännisch unsere Räder und die Ausrüstung. Sie halfen uns beim automatisierten Einchecken über den Schlüsselautomat und erklärten uns, wo wir die Räder abzustellen hatten. Wir waren dankbar für die freundliche Unterstützung und hängten erst mal die feuchte Radkleidung auf der Terrasse und im Badezimmer auf. Als wir dann auch noch geduscht und etwas entspannt waren, hatte der Regen sich verzogen und wir brachen zu einer Besichtigung des hochgelobten Mittenwalder Ortskerns auf. Der schöne Ort sollte eine Entschädigung für das schlechte Radwetter dieses Tages sein.

Wir ließen uns Zeit, schauten auf die zahlreichen Speisekarten und erfreuten uns an den Malereien auf den Hausfassaden der historischen Gebäude. Im Gegensatz zu Matrei am Vortag zeigt sich Mittenwald viel touristischer (schon Goethe hatte bei seiner italienischen Reise 1786 hier übernachtet). Auch der Geigenbau ist immer noch ein aktuelles handwerkliches Thema im Ort, sowie die Floßfahrten. Diese sind heutzutage mehr Gaudi-Veranstaltungen für Abteilungen oder Fußballvereine. Der Martina Glagow Park ist der sehr erfolgreichen Biathletin aus dem Ort gewidmet. Wir aßen sehr gut im sorgfältig ausgewählten Hotel Alpenrose. Auf dem Weg zurück zum Hotel wurden wir fast von der Tochter Nora unseres Radkollegen Theo umgefahren, die gerade von der Arbeit in Schloss Elmau nach Hause fuhr. Ein sehr netter Zufall und toller Abschluss eines Tages der trübe begonnen hatte.

Leistungsdaten
Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Bildergalerie der gesamten Tour

Tag 1 (Übersicht)
Tag 2 (Jungholz - Landeck)
Tag 3 (Landeck - Schluderns)
Tag 4 (Stilfserjoch - Umbrailpass)
Tag 5 (Schluderns - St. Leonhard)
Tag 6 (St. Leonhard - Matrei)
Tag 7 (Matrei - Mittenwald)
Tag 8 (Mittenwald - Jungholz)


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