Wolfgang Kahlkes Reiseberichte





Fotos: Wolfgang Kahlke (Download mit Linksklick)

Kerpen Lourdes - Tag 2 Stavelot(B) - Bouillon (B) - 1. Juni 2019

Wir hatten bei der Planung unserer Reise die Abfolge der Etappen durchgesprochen und waren uns beide einig, dass diese zweite Etappe wohl ein Knackpunkt sein könnte. Der Streckenverlauf bewegte sich quer durch die Ardennen und hörte sich mit den geplanten 107 km und mehr als 1500 Höhenmetern sehr anspruchsvoll an. Wir gingen diese Etappe also mit Demut aber ohne Angst an. Natürlich sollten wir mit unserer Einschätzung völlig falsch liegen. Die Hammeretappen waren ganz andere, doch dazu später. Aber auch dieser Samstag sollte noch unerwartete Herausforderungen bringen. Da wir immer noch Vorräte dabei hatten, frühstückten wir in unserem Appartement und beluden wieder die Räder. Das funktionierte noch nicht alles reibungslos, aber schon vor 8 Uhr saßen wir auf den Rädern und rollten los zum nahe gelegenen Trois-Ponts. Mit 10 Grad war es noch recht frisch, aber ein toller sonniger Samstagmorgen, so dass keine Windjacken erforderlich waren (s. links). Nach etwa 10 km Fahrstrecke hatte mein Garmin Navi plötzlich Probleme die Satelliten zu finden, was sich auch erst mal nicht beheben ließ. Erst kam bei mir kurz Panik auf, da mein Navi eigentlich der Wegweiser auf den 12 Etappen sein sollte. Alfred schaltete dann sein Handy auf Sprach-Navigation über Komoot und ich nutzte das Garmin Navi im reinen Karten Modus. So mussten wir bei der einen oder anderen Kreuzung mal kurz stehen bleiben, um sicher zu gehen, dass wir immer noch auf der geplanten Strecke sind, aber nach und nach funktionierte es so recht gut.

Auf dieser Etappe waren uns keine ebenen Abschnitte vergönnt. Es ging permanent rauf oder runter mit ständig wechselnden Gradienten. Der Streckenverlauf und das häufige kurze Anhalten erlaubte es nicht in eine gleichmäßigen Rhythmus zu kommen. Die Landschaft, das tolle Wetter und die kleinen verkehrsarmen Nebenstraßen entschädigten für die anspruchsvolle Strecke. Nach 37 Kilometern hatten wir schon einige Höhenmeter gesammelt, aber immer noch keinen ordentlichen Kaffee getrunken. Nach einer rasanten Abfahrt ins Tal der Ourthe erreichten wir das Dorf Rendeux in der Provinz Luxemburg. Hier fiel uns ein kleiner Supermarkt ins Auge. Wir versorgten uns mit frischen Brötchen, aber einen Kaffee gab es auch hier nicht. Wir überwanden die nächste Hügelkette (s. links) und hatten im folgenden Flusstal eine ungewöhnliche Verkehrsführung über eine Schnellstraße zu meistern. Nach 60 km gingen unsere Wasservorräte so langsam zur Neige, doch statt einer Einkehr folgte zur Unzeit ein knackiger über 6 Kilometer langer Waldanstieg auf über 500 Meter Höhe. Oben angekommen teilten wir das verbliebene Wasser auf. Leider brachte die folgende lange Abfahrt keine Erholung, da es sich um eine Schlaglochstrecke handelte.

Auf den folgenden 30 Kilometern ging das Streckenprofil immer mehr in eine wellige Hochfläche über, so das wir besser vorankamen. Kurz vor dem Tagesziel wählten wir in Curfoz doch noch die falsche Straße, die uns allerdings ungewollt zu einem schönen Aussichtspunkt über der Stadt Bouillon führte. Um zu unserem Hotel zu gelangen stürzten wir uns eine steile Schotterpiste durch den Wald hinunter, was noch mal höchste Konzentration erforderte. Der finale Schock des Tages war dann die Aussage des Hoteliers, dass die Räder auf der Straße bleiben müssen, da im Hotel kein Platz sei. Das war allerdings keine Schikane sondern verständlich, da das Hotel nur zwei Zimmer hatte, je eins pro Obergeschoss. Unser Zimmer war ungewöhnlich, aber sehr liebevoll gestaltet und mit dem Wasserkocher konnten wir sehr geschmackvollen Cappuccino herstellen und uns am vorgekühlten Wasser bedienen. Nachdem wir geduscht hatten, setzten wir unsere junge Tradition der Stadtbesichtigungen fort. Wir verbrachten einen wundervollen Abend in der sehr touristischen Innenstadt im Schatten der Burg von Gottfried von Bouillon, erster christlicher Regent von Jerusalem. Wir schlenderten an beiden Ufern der Semois durch den Ort und nahmen auch noch den Aufstieg zur Burg in Angriff, der herrliche Ausblicke auf Stadt und Umland bot. An diesem schönen Sommerabend stärkten wir uns in einer kleinen Pizzeria an der Flusspromenade und genossen das mediterrane Flair des Abends. Dann banden wir unsere Rädern noch mal an einem Straßenschild fest und hofften darauf sie am nächsten Morgen wieder zu sehen. Der bemühte Hotelier hatte uns auch versichert es wäre "safe" vor dem Hotel.

Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil

Tag 0 (Übersicht)
Tag 1 (Kerpen - Stavelot)
Tag 2 (Stavelot - Bouillon)
Tag 3 (Bouillon - Reims)
Tag 4 (Reims - Fontenay)
Tag 5 (Fontenay - Orleans)
Tag 6 (Orleans - Tours)
Tag 7 (Tours - Poitiers)
Tag 8 (Poitiers - Anglouleme)
Tag 9 (Anglouleme - Bordeaux)
Tag 10 (Bordeaux - Mont de Marsan)
Tag 11 (Mont de Marsan - Lourdes)
Tag 12 (Lourdes - Tourmalet)


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