Fotos: Wolfgang Kahlke / Alfred Czogalla (Download mit Linksklick)
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Kerpen Lourdes - Tag 11 Mont de Marsan - Lourdes 10. Juni 2019
Uns war es fast ein wenig wehmütig ums Herz, als wir uns an diesem Morgen vor dem Hotel auf die Rennräder setzten. Die letzte Etappe unserer Tour nach Lourdes stand an und wir hatten mittlerweile das Gefühl, als wäre es das normalste der Welt jeden Tag, unabhängig von Wind und Wetter, um die 120 Kilometer auf Rennrädern mit Gepäck abzuspulen. An diesem Tag sollten es nur 109 Kilometer sein, das fühlte sich fast an, als würden wir auf eine Halbetappe gehen. Die ständigen Wetterwechsel blieben eine Konstante dieser Radtour. An diesem Morgen war es deutlich kühler und bedeckt im Gegensatz zum Vortag, zudem war es unsicher, ob wir an diesem Tag von Regen verschont bleiben sollten. Auf der Hauptstraße des Ortes suchten wir die Bäckerei auf und es wiederholte sich ein Muster, welches wir auf unserer Reise durch Frankreich bemerkt hatten. Die Bäckereien verkaufen durchweg qualitativ sehr hochwertige Backwaren und miserablen Kaffee. Für einen guten Kaffee besucht man sinnvollerweise eine Bar. Bei gerade mal 12 Grad hatten wir uns zum Start die Windjacken angezogen, suchten die richtige Ausfahrt im Kreisverkehr, um nach kurzem Anstieg auf einer sehr breiten und glatten Departement-Straße zu landen. Ich fühlte mich gut erholt und nutzte die folgende 14 Kilometer lange Gerade, um mal am frühen Morgen etwas Tempo zu machen, die Verhältnisse boten sich dazu an. Bei Tageskilometer 15 erreichten wir mit Grenade sur L'Adour den nächsten Ort. Wie der Name schon andeutet liegt der kleine Ort am Fluss Adour. Vor der Bar Fairplay konnten wir außen im Laubengang einen sehr guten Cafe au Lait genießen und den Marktplatz beobachten. Das Foto links oben zeigt eine Häuserzeile mit einem der typischen Fachwerkhäuser in Aquitanien.
Nun waren wir richtig auf den Radtag eingestimmt, überquerten den Adour, fuhren aus dem Flusstal durch ein Wäldchen hoch und landeten auf einer schiefen Ebene, die in Richtung der Pyrenäen langsam aber kontinuierlich anstieg. Entlang einer schmalen, kaum befahrenen Straße war es bald sehr ländlich. Nach 36 Kilometern aßen wir, auf Picknick Bänken in der Ortsmitte des Dorfes Latrille im Kanton Ardour-Armagnac, etwas Obst. Da es immer noch recht frisch war, stoppten wir hier nur kurz. Wir überquerten eine Autobahn und eine Department-Straße ehe die Navigation uns vor dem Dorf Garlin über eine Abkürzung schickte, die uns mal kurzfristig mehr als 16% Steigung servierte. Der Puls kletterte blitzschnell in bisher unerreichte Höhen (zwei Tage später auf dem Weg zum Col de Tourmalet was es nicht annähernd so steil). Es handelte sich aber nur um ein kurzes Intermezzo. Die nächsten 50 Kilometer verliefen relativ ereignislos. Unser Weg führte durch Weiler und Dörfer kontinuierlich bergauf. Nach und nach wurde es etwas wärmer, aber es blieb auch bedeckt und trocken bis auf ganz wenige verirrte Regentropfen. Örtlichkeiten für eine weitere Pause boten sich auf dieser Strecke nicht an. Nach bereits 95 Kilometern erreichten wir nach einer kurzen steilen Abfahrt das Tal der Ousse und den etwas größeren Ort Pontacq. Bei gutem Wetter hat man wohl schon einen guten Blick auf die Pyrenäen, wir sahen allerdings nur eine dichte Wolkendecke und besuchten lieber erst mal die Bar Central. Erst war 13:00 und wir wärmten uns etwas auf vor dem finalen Abschnitt nach Lourdes. Hinter dem Ort landeten wir bald auf einer breiten Departement-Straße, die uns in Richtung Lourdes führte. Es regnete weiterhin nicht, allerdings fuhren wir nun schon seit etwa 10 Kilometer auf nassen Straßen, was sich an diesem Tag auch nicht mehr ändern sollte. Es dauerte nicht mehr lange und wir rollten am Ortschild von Lourdes aus (s. links). Wir waren sehr froh und stolz unser Ziel erreicht zu haben. An diesem Tag trafen wir wirklich zu früh an unserem Ziel ein. Gegen 14:00 erreichten wir die Rezeption des schönen Appartement-Hotels, die allerdings erst um 15:00 öffnete. So entschieden wir direkt, uns mit den Rennrädern einen schnellen Überblick über den Ort zu verschaffen.
Wir fuhren sofort dahin, wo es richtig touristisch war und steuerten das erstbeste Cafe/Restaurant an. Mir stand der Sinn nach Crepes, die wir auch bald erhielten und die uns gut schmeckten. Der Service war hier aber insgesamt etwas fragwürdig. Wir warfen dann noch einen ersten kurzen Blick auf das sehr beeindruckende Gelände des Sanktuariums und stellten fest, dass es nun Zeit war im Hotel einzuchecken. Unsere Räder parkten wir auf dem Balkon in der ersten Etage, viel Gepäck hatten wir nicht auszupacken. Praktischerweise gab es in dieser Anlage auch eine Sauna. Beim Einchecken hatten wir für 16:00 einen Saunagang gebucht. Nach einem Tag mit durchwachsenem Wetter handelte es sich um eine sehr angenehme Maßnahme. Frisch geduscht, in warmer Kleidung und leicht gestärkt machten wir uns zu Fuß auf den kurzen Weg zum Sanktuarium. Als erstes wollten wir die Hauptkirche besichtigen. Da hier gerade eine Messe in deutscher Sprache durch das Erzbistum Freiburg abgehalten wurde, nutzen wir die Gelegenheit zur Einkehr. Wir besuchten auch noch die Krypta ehe der Hunger uns in einen Supermarkt trieb. Für diesen Abend hatten wir uns vorgenommen, im gut eingerichteten Appartement zu essen. Wir beschafften uns Salate und ein Baguette und ließen das Geleistete noch etwas auf uns wirken.
Der nächste Tag sollte dann unser wohl verdienter erster Ruhetag sein. Wir besichtigten getrennt voneinander die zahlreichen Sehenswürdigkeiten von Lourdes. Während sich der Alfred auf das Sanktuarium konzentrierte, mit seinen zahlreichen Einrichtungen rund um die berühmte Grotte herum, war mein Ziel mehr die Stadt Lourdes an sich. Ich besichtigte die sehr gut erhaltene Burg mit dem Pyrenäen Museum, schlenderte durch die Straßen von Lourdes und der Cite Saint Pierre, die nur aus Hotels und Andenken Läden zu bestehen schien (es soll 200 in Lourdes geben). Gemeinsam besuchten wir auch noch die Grotte, in der die heilige Bernadette ihre Erscheinung hatte. Das Wetter war größtenteils toll mit klarer Sicht, obwohl die schneebedeckten Pyrenäen für uns immer noch unsichtbar blieben. Bei einem weiteren Saunagang tauschten wir unsere Eindrücke aus und besuchten danach eine etwas abseits gelegene Pizzeria, wo wir schnell und sehr freundlich mit gutem Essen versorgt wurden.
Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Grafik mit dem Geschwindigkeitsprofil
Tag 0 (Übersicht)
Tag 1 (Kerpen - Stavelot)
Tag 2 (Stavelot - Bouillon)
Tag 3 (Bouillon - Reims)
Tag 4 (Reims - Fontenay)
Tag 5 (Fontenay - Orleans)
Tag 6 (Orleans - Tours)
Tag 7 (Tours - Poitiers)
Tag 8 (Poitiers - Anglouleme)
Tag 9 (Anglouleme - Bordeaux)
Tag 10 (Bordeaux - Mont de Marsan)
Tag 11 (Mont de Marsan - Lourdes)
Tag 12 (Lourdes - Tourmalet)
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