Wolfgang Kahlkes Reiseberichte





Fotos: Wolfgang Kahlke / Alfred Czogalla (Download mit Linksklick)

Kerpen Lourdes - Tag 3 Bouillon(B) - Reims (F)- 2. Juni 2019

Ganz ruhig hatten wir nicht geschlafen in dieser Nacht, zum einen wegen unseren herrenlosen Rädern vor dem Haus und zum anderen wegen des Gastes über uns, da bei jeder Bewegung der Holzboden knarrte. Dies Hotel war schon etwas besonderes. Aus einer Eingebung heraus hatten wir hier ein Frühstück gebucht, eigentlich weil wir Zweifel hatten am Sonntag eine Alternative zu finden. Pünktlich um 8:30 brachte uns die Dame des Hauses ein Tablett mit einem phantastischen Frühstück auf das Zimmer. Es bestand aus Pfannkuchen mit frischen Beeren, frisches Brot von der Bäckerei nebenan, Wildschweinschinken aus umliegenden Wäldern, Omelette mit Käse überbacken und Würste aus einer lokalen Abtei. Wir außen mit großen Appetit und nahmen die Würste als Zwischenmahlzeit mit. Einer der Gründe das wir nicht alles aßen war das Streckenprofil. Schon am Vorabend hatten wir einen Blick auf die Rampe werfen dürfen, die uns nach einem Kilometer, noch mitten im Ort erwartete (s. links). Hier lauerten 200 Höhenmeter mit durchschnittlich 12% Steigung auf uns. Das beladen der Räder funktionierte schon reibungsloser, als am Vortag. Mein Navi hatte über Nacht eine spontane Selbstheilung erfahren und stand von nun an uneingeschränkt für unsere Zwecke zur Verfügung. Bei schönstem Sonntagswetter durften wir noch mal einen Blick auf die beeindruckende mittelalterliche Burg werfen und schon ging es die schweißtreibende Rampe hinauf. Oben auf der Kuppe überfuhren wir die französische Grenze, ohne es zu merken. Frankreich empfing uns mit etwa 12 Kilometer Gefälle bis in das Stadtzentrum von Sedan. Eine kurze sehr steile Rampe führte uns zur Festung von Sedan, wo uns deutschsprachiges Ehepaar freundlicherweise fotografierte (s. links Mitte).

Bedingt durch den Sonntag konnten wir recht locker durch Sedan radeln, um hinter der Ortsgrenze auf der Route Nationale 64 ins Meuze Tal zu gelangen. Das erste Mal seit zwei Tagen konnten wir entspannt mit leichtem Gefälle in einem Flusstal dahin rollen und passierten dabei einen Betonbunker aus Kriegszeiten. Es war eine sehr angenehme Veränderung des Profils, nachdem wir zwei Tage nur über Hügelketten gefahren waren. Nach knapp 5 Kilometern hatten wir diesen Abschnitt leider schon geschafft und es ging wieder seitlich in die letzten Ausläufer der Ardennen in Frankreich. In der nächsten Senke erwartete uns ein Blick auf das ehemalige Kloster Elan (links weiter unten), dass an diesem Morgen der Treffpunkt von französischen Joggern war. Es ging für uns immer weiter leicht auf und ab bei steigenden Temperaturen. Schon kurz vor Mittag neigten sich unser Wasservorräte dem Ende zu. In dem Dorf Baalons, kurz vor dem Verlassen der Ardennen, sprachen wir einen Mann an, der gerade seine Haustür putzte. Wir wurden sofort sehr freundlich mit Wasser und sogar Keksen versorgt und waren sehr dankbar für die freundliche Unterstützung, denn wir hatten noch fast 70 Kilometer vor der Brust. Nach der nächsten Hügelkette hatten wir endgültig die Ardennen hinter uns gelassen und rollten in die Champagne ein. An diesem frühen Sonntag Nachmittag bekamen wir allerdings kaum jemand von der lokalen Bevölkerung zu Gesicht. Die nächsten 40 Kilometer bis kurz vor Reims führte uns durch riesige schattenlose Felder bei bis zu 37 Grad in der Sonne. Auf schmalen Nebenstraßen war kaum ein Auto unterwegs. Der Wind blies uns ins Gesicht, der Asphalt war rauh, also musste Kilometer für Kilometer erarbeitet werden. Im Schatten einer kleinen Kirche entkamen wir für die Länge einer Pause der Sonne und verpflegten uns mit der belgischen Wurst und Baguette.

Nach fast 100 Kilometern wartete dann noch eine lange gerade raue Route Nationale, die auf die finale Hügelkette vor Reims zulief. Wir wuchteten uns hinauf und waren froh endlich mal wieder im Wald zu fahren. Hinab nach Reims rollten wir dann wieder locker über eine abschüssige schnurgerade Straße auf die Doppeltürme der Kathedrale von Reims zu. Unser Appartement Hotel hatten wir schnell gefunden und genossen eine eiskalte Cola im Schatten, ehe wir irgendetwas anderes taten. Unsere Räder mussten wieder draußen bleiben, diesmal allerdings im videoüberwachten Hotelbereich, kein Grund zur Sorge diesmal. Wir duschten und schlüpften in unsere Stadtkleidung und spazierten in Richtung Kathedrale, um die an diesem Sonntag ein Volksfest stattfand. Der großflächig abgesperrte Bereich war durch sorgfältige Personenkontrollen gesichert. Wir besichtigten die sehr beeindruckende Kathedrale. Von außen faszinierten uns die zahlreichen Skulpturen und Verzierungen, von innen die Fenster und die gewaltige Höhe des Kirchenschiffs, eine Skulptur von Jeanne D'Arc durfte hier natürlich auch nicht fehlen. Ich war beeindruckt zu lesen, dass hier von Karl dem Kahlen (832) bis Karl X. (1824), die meisten französischen Könige gekrönt worden sind. Von dem Tag in der hochsommerlichen Hitze waren wir beide geschafft und suchten auf dem Rückweg zum Hotel nur noch eine französische Pizzeria auf und kauften noch Obst, Käse und Wasser für den nächsten Tag. Nach den 115 Kilometern mit 1300 Höhemetern bei Hitze fielen wir müde in die Betten.

Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Grafik mit dem Geschwindigkeitsprofil

Tag 0 (Übersicht)
Tag 1 (Kerpen - Stavelot)
Tag 2 (Stavelot - Bouillon)
Tag 3 (Bouillon - Reims)
Tag 4 (Reims - Fontenay)
Tag 5 (Fontenay - Orleans)
Tag 6 (Orleans - Tours)
Tag 7 (Tours - Poitiers)
Tag 8 (Poitiers - Anglouleme)
Tag 9 (Anglouleme - Bordeaux)
Tag 10 (Bordeaux - Mont de Marsan)
Tag 11 (Mont de Marsan - Lourdes)
Tag 12 (Lourdes - Tourmalet)


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